Antifa, da geht was!

Als am vergangenen Sonntag erneut Corona-Leugner*innen durch die Hamburger Innenstadt marschiert sind, blieben sie nicht ungestört! Hunderte Antifas haben mit Hupen, Tröten und lauten Parolen Krach geschlagen. Sie haben die Route blockiert und die Polizei auf Trab gehalten. Auf dem Jungfernstieg wurden kleine Barrikaden errichtet – Bauzäune, Verkehrspoller und Blumenkästen haben es den Wasserwerfern der Polizei schwerer gemacht als die Einsatzleitung im Vorfeld wohl erwartet hatte. An dieses Potenzial der Gegenproteste kann die Linke ansetzen, wenn sie dem „Querdenken“-Spuk den Garaus machen will. Das ist die gute Nachricht!

Die schlechte Nachricht: Auch die Corona-Leugnerinnen können sich freuen. Ihre Mobilisierung war erfolgreich; deutlich mehr Menschen als erwartet haben sich ihrem kruden Marsch angeschlossen. Verschwörungstheorien dringen immer weiter in die bürgerliche Mitte und erreichen auf dem aktuellen Höhepunkt der Corona-Krise immer mehr Menschen. Das ist verdammt gefährlich: In quasi jedem ihrer Redebeiträge, in jedem Flugblatt stolpert man über Antisemitismus; über rassistische Aussagen und antifeministisches Ressentiment. Der Mob von „Querdenken“ fordert ein Ende aller Infektionsschutzmaßnahmen und ist damit der radikalste Ausdruck der neoliberalen Gegenwart, in dem Solidarität als Schimpfwort gilt. Wenn die Corona-Verschwörungstheoretikerinnen von „Freiheit“ sprechen, ist das reiner Hohn. Sie stört nicht, dass wir die Hälfte unseres Lohns an unseren Vermieter abdrücken müssen oder jeden Tag auf der Arbeit ausgebeutet werden. Sie stört nicht, dass jeden Tag Menschen ins Elend abgeschoben werden oder auf der Straße landen, weil sie ihre Miete nicht mehr zahlen können. Verschwörungstheoretiker*innen stört bloß, dass sie – zum Schutz von Risikogruppen – zum Beispiel eine Maske in der S-Bahn tragen müssen. Der kapitalistische Normalzustand ist ihnen noch zu menschenfreundlich. Dagegen sollten wir immer und immer wieder auf die Straße gehen: Bis der Spuk beendet ist.

Auf den Staat und seine Polizei sollten wir uns beim Kampf gegen die rechten Hetzer von „Querdenken“ nicht verlassen. Am vergangenen Sonntag hat die Polizei – wie viele Male bereits zuvor – gezeigt, auf welcher Seite sie stehen: Nicht auf unserer. Sie haben uns mit Knüppel geschlagen, mit Pfefferspray und Wasserwerfern gejagt. All das, um den Corona-Leugnern einen angenehmen Tag zu bereiten. Obwohl sich bei „Querdenken“ kaum jemand an Abstandsregeln hielt oder eine Maske trug, schritt die Polizei nicht ein. Als dagegen im August auf der Veddel eine Gedenkdemo für die Ermordeten des rechten Attentats in Hanau stattfinden sollte, verhinderte die Polizei das mit einem Großaufgebot, trotz strikter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen. Die Polizei ist nicht blind auf dem rechten Auge: Sie sieht genau was passiert. Und findet es gut! Umso ermutigender, dass wir der Polizei nicht hilflos ausgeliefert sind – der Sonntag hat gezeigt, dass man die Staatsmacht relativ einfach ins Schwitzen bringen kann.

Behalten wir „Querdenken“ weiter im Auge und gehen wir auf die Straße, wenn sie das nächste Mal ihre Hetze verbreiten wollen. Am 5. Dezember wird das in Bremen passieren: Aus ganz Deutschland werden Rechtsradikale zu den dortigen „Querdenken“-Protesten anreisen. Für Infos zu den Gegenprotesten checkt: https://www.facebook.com/bgrbremen/

Und auch in Hamburg gibt es einiges zu tun. Organisiert euch, vernetzt euch. Gründet Gruppen, mobilisiert eure Freund*innen und werdet aktiv. Corona macht vieles schwerer: Wir können uns nur unter unpraktischen Bedingungen bei Veranstaltungen und Demonstrationen treffen, weite Teile des öffentlichen Lebens liegen lahm, was auch politisches Engagement erschwert. Aber nützt ja nix: Gemeinsam in die Offensive! Dabei ist es wichtig, dass wir auch die sozialen Folgen von Corona thematisieren. Während wir in Schulen, auf der Arbeit im Büro und am Fließband zusammengepfercht werden, profitieren von Corona vor allem jene, die auch vorher schon reich waren. Viele müssen um ihre Existenz fürchten und das liegt nicht an satanischen Eliten, wie uns Attila Hildmann erzählen will. Es ist der Kapitalismus, in dem alle unter die Räder geraten, die sich nicht verwerten lassen. Es ist der Kapitalismus, der uns die Klimakrise eingebrockt hat und unser aller Ende bedeutet, wenn wir nicht dem Kapitalismus ein Ende bereiten. Let´s do it!

Alerta!

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